Die Ur- oder Vorgeschichte
Die Ur- oder Vorgeschichte fängt mit dem Auftreten des Menschen an, das war vor ca. 2,7 Millionen Jahren in Afrika. Die heutige Wissenschaft vermutet, dass der Mensch erst ungefähr 2 Millionen Jahre später, also vor ca. 700.000 Jahren, in Mitteleuropa heimisch wurde.
Der deutsche Altertumsforscher Christian Jürgensen Thomsen hat die Ur- und Vorgeschichte in seinem Dreiperiodensystem nach den von den Menschen benutzten Werkzeugen in die
Steinzeit,
Bronzezeit und
Eisenzeit unterteilt.
Steinzeit
Vor ca. 9.000 Jahren begannen die Menschen in Mitteleuropa mit dem Ackerbau und der Viehzucht. Dies ging auch mit der Anschaffung von Eigentum einher und das war dann oft Grund für kriegerische Auseinandersetzungen.
Die ältesten Funde, die auf die Existenz von Menschen in unserer Region hinweisen, sind Quarzit-Artefakte aus der Altsteinzeit, die bei Ziegenhain, Lenderscheid und Oberaula-Hausen gefunden wurden.1
1 M.G. Goletz (1995): Chronik Oberaula, Band I; Frühgeschichte bis 1866; Seite 11
Bronzezeit
Die Mitteleuropäische Bronzezeit von ca. 2200 bis 800 vor der Zeitrechnung wird in die Frühe, Mittlere und Späte Bronzezeit untergliedert. Die Bestattung der Toten in sogenannten Hügelgräbern fand circa in den Jahren 1600 bis 1500 vor Christi Geburt statt, deshalb wird diese Zeit auch die Hügelgräberbronzezeit genannt.
Fälschlicherweise werden die Hügelgräber wegen ihrer großen Ausmaße oft als Hünengräber (Hüne = Riese) bezeichnet, aber Hünengräber stammen aus der Zeit zwischen 3500 und 2800 vor Christus und bestehen aus einer Steinkammer, die von einem Hügel überdeckt wird. Hügelgräber bestehen hauptsächlich aus Erdmaterial.
Die Menschen in dieser Zeit werden noch nicht als Kelten, sondern als Protokelten bezeichnet. Die Kelten treten erst später, in der Eisenzeit, in Erscheinung.
Die uns bekannten Gräber im Kammermannsgrund und im Scheuersrod sind Hügelgräber der Protokelten aus der mittleren Bronzezeit, und zwar ca. 1600 bis 1500 vor Christus. Das Grab im Kammermannsgrund wurde von Lehrer Knoch ausgegraben und die Fundstücke dem rechtmäßigen Besitzer, dem Baron von Schwertzell, übergeben. Dieser leitete die Fundstücke weiter an das Landesmuseum in Kassel, das mir freundlicherweise folgende Ablichtungen zur Verfügung gestellt hat.
Dolch mit Scheide
Es gibt leider kein Foto des im Hügelgrab am Kammermannsgrund gefundenen, gut erhaltenen Dolches mit Scheide, da dieser Fund nicht im Landesmuseum in Kassel angekommen ist:
WW aus „Geschichte von Ottrau und Klein-Ropperhausen“: „»(…) Neben den Kohlen lagen mehrere Kupferringe und eine Scheide aus Kupferdraht mit einem ziemlich gut erhaltenen Dolche. (…) Nach einer Besprechung mit dem damaligen Herrn Baron von Schwertzell bat mich (Lehrer Knoch) dieser, ihm den Fund zu überlassen. Da er der berechtigte Eigentümer war, tat ich es gern. Baron von Schwertzell schickte die Gegenstände an das Landesmuseum in Cassel, wo sie mit Angabe des Fundorts ausliegen.«
Nachdem ich (WW) diesen Brief (von Lehrer Knoch) erhalten hatte, wandte ich mich an das Museum zu Cassel mit der Bitte um nähere Auskunft. Darauf erhielt ich die Antwort, die Funde von Ottrau stammten aus dem zweiten Abschnitt der Bronzezeit, genauer gesagt aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christi Geburt. Sie beständen aus Bruchstücken einer Bronzenadel mit radförmigem Kopf und einigen Spiralarmringen. Später hatte ich über den Gegenstand auch noch eine Unterredung mit dem Museumsdirektor Dr. Boehlau. Über den Verbleib des Dolches konnte er mir keine Auskunft geben.“
Die Eisenzeit
Die Eisenzeit wird unterteilt in die Hallstattzeit (ca. 800 bis 475 v. Chr.) und die Latènezeit (ca. 475 v. Chr. bis kurz vor der Zeitenwende). Die Eisenzeit ist die Zeit der Kelten, deren Ausbreitung in der Karte „Die Welt der Kelten“ dargestellt ist. Das ursprüngliche Kerngebiet der Kelten befand sich nördlich der Alpen und im mittleren und westlichen Europa (Süd- und Südwestdeutschland, im Osten Frankreichs und der nördlichen Schweiz. Später auch in Süd- und Südosteuropa, wo es Berührungen mit den Griechen und Römern gab.
Die Kelten sind kein einheitliches Volk, sondern eine große Gruppe von Völkerschaften. Antike Autoren sprechen auch von: keltoi, celtae, galli (Gallier) oder galati (Beispiel: Galatasaray Istanbul). Bei den Kelten gab es keine schriftlichen Aufzeichnungen, aber keltische Sprachen gibt es noch heute: Irisch, Schottisch (auch Schottisch-Gälisch genannt), Walisisch (Kymisch) und Bretonisch.
In unserer Region ist der Glauberg ein bekanntes Zentrum der Kelten gewesen. Neben einer keltischen Höhensiedlung wurde unter anderem die steinerne Skulptur eines Keltenfürsten aus dem 5. Jahrhundert vor Chr. gefunden.
Noch vor der Zeitenwende drang ein Germanenstamm Richtung Süden in das Gebiet der Kelten ein. Dabei handelte es sich um den Stamm der Chatten. Da sich dieser Prozess über einen längeren Zeitraum hinzog, geht man davon aus, dass er relativ friedlich verlief und sich beide Völker auch miteinander vermischten. Außerdem haben die Chatten viel von den Kelten übernommen, zum Beispiel stammt der Ortsname Ottraha aus dem keltischen und bedeutet so viel wie Otterwasser bzw. Wasser, in dem der Fischotter schwimmt.