Die Neuzeit
Der Beginn der Neuzeit wird mit dem Anfang der Reformation(-sbewegung) ab 1517 gleichgesetzt. Für Hessen wurde die Reformation durch die Homberger Synode (Homberg an der Efze) im Jahr 1526 von dem Alsfelder Theologen Tilemann Schnabel ausgerufen. Die alte kirchliche Organisation mit Dekanaten und Erzpriestersitzen wurde aufgelöst und den Grundstock der kirchlichen Verwaltung bildeten seit 1531 sechs Diözesen.
Superintendent der Alsfelder Diözese mit der Grafschaft Ziegenhain inklusive Ottrau war oben genannter Tilemann Schnabel. Dieser hatte 1515 bei Luther in Wittenberg promoviert und predigte in dessen Sinne – mit Unterbrechungen – in Alsfeld. Auch als „Doctor von Alsfeld“ bekannt, starb er im Jahre 1559. Er lebte und arbeitete zur gleichen Zeit wie sein Ottrauer KollegeValentinus.
Dieser war dem Chronisten Wilhelm Wagner unbekannt, erst vor kurzer Zeit tauchten zufällig zwei Bücher aus Valentinus‘ Feder in der Murhardschen Bibliothek in Kassel auf. Diese werden und wurden von Prof. Broschinsky analysiert.
Valentinus
Murhardsche Bibliothek, Ausstellung zur Alchemie
Seite aus einem Buch von Valentinus;
Die Seite beginnt mit einem Abschnitt aus „Ein feste Burg“
Karl Christian Sigismund Bernhardi
Eltern
Karl Christian Sigismund Bernhardi wurde am 5. Oktober 1799 im Dörfchen Ottrau in der damaligen Provinz Hessen-Nassau geboren.
Seine Mutter Sabine Marie Claudi (1760-1836) war die Tochter des Schwertzell´schen Amtsschultheiß in Willingshausen Hermann Christoph Claudi.
Sein Vater Johann Christian Arnold Bernhardi (1762-1837) stammte aus Bacherach und war als Nachfolger von Johannes Hartwig von 1793 bis 1812 Pfarrer in Ottrau.
Am 21. April 1793 hielt er seine Antrittspredigt über Kol. 3, 16. Vorher war er 10 Jahre lang Erzieher in mehreren adligen Häusern gewesen. Auch als Pfarrer setzte er seine Lehr- und Erziehungstätigkeit fort, nicht nur an seinen eignen Söhnen, die er ganz allein für die Universität vorbereitete, sondern auch an zwei Söhnen des Landgrafen Wilhelm IX., Julius und Moritz von Haynau. Sie wurden jahrelang im Ottrauer Pfarrhause erzogen und hier auch am 18. März 1800 für sich besonders konfirmiert. Bernhardi war, wie sein Sohn Karl in seiner Lebensbeschreibung erwähnt, ein ernster und doch wohlwollender Mann. Er hatte ein erstaunliches Wissen, das er bis in sein Alter zu erweitern suchte. Als Prediger war er in seiner Gemeinde geliebt und geachtet, er hatte einen guten Vortrag und predigte meist nach sorgsam ausgearbeiteten Dispositionen. Im Herbst 1812 siedelte er als Metropolitan1 nach Zierenberg über.
1 HM: Oberbischof.
Kindheit und Jugend
„Zum dritten Mal kam Ottrau während der Franzosenzeit und Freiheitskriege in unmittelbare Berührung mit den großen Begebenheiten der Weltgeschichte. Damals war es der Franzosenkaiser Napoleon I., der Deutschland und ganz Europa als eine Gottesgeißel heimsuchte. Im Herbst 1805 führte er Krieg mit Österreich und Russland. Preußen hielt sich neutral. Trotzdem marschierten die Franzosen ohne Scheu durch das damals noch preußische Gebiet von Ansbach und Bayreuth. Um nun diese seine süddeutschen Besitzungen zu schützen, schickte der König von Preußen im Winter von 1805 auf 1806 Truppen dorthin. Ein Teil davon zog durch Ottrau. Das erzählt uns Karl Bernhardi, ein Ottrauer Pfarrerssohn aus jener Zeit. In seiner Lebensbeschreibung berichtet er: „Mein Geburtsort, das stille, rings von Bergen und Wäldern umgebene Dörfchen Ottrau, wo mein Vater Prediger war, lag zwar fern von der Heerstraße und von dem geschäftigen Treiben der Welt. Aber dennoch bildet ein kriegerisches Schauspiel eine meiner frühesten Erinnerungen. Es war dies der Durchmarsch eines Teils jenes preußischen Armeekorps, welches im Winter 1805 bis 1806 das von Napoleon verletzte preußische Gebiet in Franken besetzen sollte. Vier Regimenter und eine zahlreiche Artillerie mussten bei dem ungünstigsten Wetter durch diese unwegsame, mit tiefem Schnee bedeckte Gegend sich Bahn brechen. Da das Pfarrhaus gerade an einer der schwierigsten Stellen lag, so hatten wir die beste Gelegenheit, fast alle Offiziere kennen zu lernen. Sie nahmen der Reihe nach im Pfarrhause Erfrischungen an, bis ihre Abteilungen entweder einen engen Hohlweg oder, wenn sie diesen vermeiden wollte, eine eisglatte Anhöhe, unsere tägliche Schlittenbahn, glücklich passiert hatten. Natürlich fehlte es dabei nicht an mancherlei Unfällen.“1
Im Herbst 1806 brach der Krieg zwischen Napoleon und Preußen aus. Am 14. Oktober wurde das preußische Heer bei Jena und Auerstädt geschlagen. Preußens Unglück war auch Hessens Unglück. Am 1. November musste der Kurfürst vor den anrückenden Franzosen von Cassel fliehen, nachdem er noch den Befehl zur Entwaffnung des hessischen Militärs unterzeichnet hatte. Diese Schicksalsschläge wurden auch in Ottrau verspürt. Hören wir Karl Bernhardi davon erzählen! „Nicht minder tief, so schreibt er weiter, hat sich der schmerzliche Eindruck eingeprägt, den es auf uns alle machte, als der Vater im Oktober 1806 mit einem Zeitungsplatte in der Hand in das Familienzimmer trat und uns den unglücklichen Ausgang der Schlacht bei Jena verkündete. Wir fanden nämlich in der Liste der Gefallenen gar viele der erst vor kurzem uns bekannt gewordenen Offiziere. Gar bald sollten wir aber die Bedeutung dieses folgenschweren Ereignisses noch weit mehr empfinden, als der Kurfürst . . fliehen und das ganze Land dem Feind ohne Schwertschlag überlassen musste. Noch sehe ich den schönen Grenadier in Uniform vor mir stehn, welcher in unser Haus kam und voll Entrüstung erzählte, daß die hessischen Soldaten sich nicht einmal hätten wehren dürfen und sogar ihre Gewehre hätten ausliefern sollen.“
Obwohl Hessen seit dem 1. November 1806 in französischer Hand war, wurden doch die hessischen Beamten zunächst beibehalten. Ende 1806 musste der Grebe Friedrich Kurz nach Neukirchen und dem Kaiser Napoleon den Eid der Treue schwören. Im Jahre 1807 presste Napoleon dem Hessenland 6 Millionen Franken Kriegssteuer ab, welche die Landstände in Form einer erzwungenen Anleihe den Gemeinden auferlegten. Der Gemeinde Ottrau trug es dazu 908 Taler. Diese mussten bei vermögenden Leuten geborgt werden. Außerdem musste die Gemeinde in jenem Jahre noch 660 Taler für Kriegsfuhren und dgl. aufwenden. Davon wurden 400 Taler durch Gemeindeumlagen erhoben und 260 Taler in der Gemeinde erborgt. Bis zur Abtragung dieser Schulden sind an die 30 Jahre vergangen.“2
Ausbildung
Karl Bernhardi studierte in Marburg Theologie und Philologie1, außerdem Geschichte und Naturwissenschaften. Er wurde nach dem Theologiestudium Hauslehrer des Grafen Bylandt – dem Gouverneur von Süd-Brabant – in Brüssel. Er begleitete seine Zöglinge auch auf die Universität Löwen, wo er von 1823 bis 1826 seine Studien fortsetzte und zum Doktor der Philologie promovierte. 1826 übernahm er dort das Amt des Universitätsbibliothekars.
Im Jahr 1829 kam Bernhardi nach Kassel, wo er die Nachfolge Jakob Grimms als 1. Bibliothekar der Landesbibliothek antrat.
1 HM: Sprach- und Literaturwissenschaft einer Sprache
Brustbild im schwarzen Rock
Porträt Dr. Carl Bernhardi
Material: Leinwand
Maße: 62 x 50 cm
Datierung: 1825 – 1835
Provenienz: erworben vor 1941
Inv.-Nr.: AZ 247 a
Berufsleben
Als Nachfolger der Brüder Grimm wurde Karl Bernhardi 1829 als 1. Bibliothekar an die kurhessische Landesbibliothek nach Kassel berufen. Er war hier 44 Jahre bis zu seinem Tode tätig.
Politisches Wirken
Die hessische Bewegung von 1830 fand Carl Bernhardi einen ihrer rüstigen Vorkämpfer. Vom 18. Mai 1848 bis zum 21. Mai 1849 war er Abgeordneter für den 2. kurhessischen Wahlbezirk Eschwege in der Frankfurter Nationalversammlung, stand hier zur Partei Heinrich von Gagerns, Casino Fraktion, und suchte, durch die mit Jürgens und Löw herausgegebenen „Flugblätter aus der Deutschen Nationalversammlung“ dieser Partei zu dienen.
Nach der Auflösung der Nationalversammlung nahm er am Gothaer Nachparlament teil. 1867 traf ihn die Wahl in den norddeutschen Reichstag und zugleich ins preußische Abgeordnetenhaus, wo er sich der nationalliberalen Richtung anschloss.
1870 entsagte er der parlamentarischen Tätigkeit, jedoch sein unermüdliches Wirken währte nach anderen Seiten auch noch in den letzten, oft krankheitsgestörten, Jahren seines Lebens fort.
Freundschaft mit der Familie Roeth
„Johannes Roeth, der im Herbst 1802 die hiesige Schulstelle antrat, hatte eine gute Vorbildung genossen, hatte er doch das Seminar und das Lyzeum in Cassel besucht. Nach allem, was man über ihn erfährt, war er ein besonders tüchtiger Schulmann. Nebenbei war er Buchbinder und besorgte die Gemeindeschreibereien. In der westfälischen Zeit war er Mitglied und Schriftführer des Ottrauer Munizipalrats. Erwähnenswert ist die herzliche Freundschaft, die Lehrer Roeth und Pfarrer Bernhardi verband und die sich auch auf ihre Kinder übertrug. Karl Bernhardi gedenkt ihrer nicht nur in seiner schon mehrfach erwähnten Lebensbeschreibung, sondern auch in einem Nachrufe, den er 1870 in der »Hessischen Morgenzeitung« Friedrich Roeth, dem verstorbenen ältesten Sohne Johannes Roeths, widmete. Darin heißt es: »Sein Vater, Schullehrer in Ottrau, wo mein Vater als Prediger stand, war ein gebildeter, tätiger und anspruchsloser Mann, von ehrenwertem Charakter … Gleichwie unsere Väter bis zu ihrem Tode in den freundschaftlichen Beziehungen standen, so waren auch wir Knaben in einem täglichen Verkehr, der niemals auch nur durch eine vorübergehende Mißstimmung getrübt worden ist und der sich nach unserer in meinem 13. Lebensjahre erfolgten Trennung noch 57 Jahre ohne Unterbrechung brieflich fortgesetzt hat.« 1833 wurde Joh. Roeth nach Loshausen versetzt, wo er 1846 starb.
Sein Nachfolger in Ottrau war sein Sohn Heinrich Röth. Er verwaltete das hiesige Schulamt nicht weniger als 40 Jahre. Die letzten 7 Jahre, von 1866 bis 1873, musste er freilich Gehilfen annehmen, von denen der erste Joh. Karl Blettner und der zweite Heinrich Sippell war. Am 1. April 1873 trat H. Roeth in den Ruhestand, den er aber nicht lange genießen sollte, da er schon am 8. August 1873 starb. Den bei der Leichenfeier zu verlesenden Lebenslauf hatte er sich schon im Jahre vorher selbst geschrieben. Er sagt darin u. a.: „Als 11jähriger Knabe spielte ich während des Gottesdienstes leichte Choräle, und ich kannte keine größere Freude, als die singende Gemeinde in der Kirche mit der Orgel begleiten zu dürfen.“ Zum Schlusse bittet er: „Der barmherzige und gnädige Gott wolle mir in Christo alle meine Sünden vergeben, die ich in diesem Leben getan habe, und mich, nachdem ich des Lebens Last und Hitze mit Geduld getragen habe, aufnehmen in sein ewiges Gnadenreich!“
Nachdem das Ottrauer Schulamt 71 Jahre bei der Familie Roeth gewesen war, kam es nun wieder an einen neuen Mann. Dieser war Johannes Knoch, (…)“1
„1778 setzten Pfarrer und Grebe in Gemeinschaft mit den Kirchenältesten und Vorstehern fest, dass die Kinder, die bis zum Februar 6 Jahre alt würden, von Michaelis des Jahres an zur Schule gehen sollten. Die Schulpflicht begann also später als heutzutage. Johannes Roeth hielt im Winterhalbjahr jeden Mittwoch und Sonnabend 3 Stunden, an den 4 anderen Wochentagen aber je 6 Stunden Schule. Im Sommerhalbjahr war am Mittwoch und Sonnabend frei, während an den 4 anderen Wochentagen je 3 Schulstunden waren. Im Sommer behielten viele Eltern ihre Kinder eigenmächtig zu Hause und gebrauchten sie zur Arbeit. Die Bitten und Ermahnungen, womit es Pfarrer Bernhardi versuchte, halfen nicht. Besser wurde es erst unter seinem Nachfolger Sprank, der die Bestrafung nachlässiger Eltern und Geld und Gefängnis erwirkte. Vor 1800 lernten nur die Knaben schreiben. Erst Pfarrer Bernhardi und Joh. Roeth drangen darauf, dass auch die Mädchen das Schreiben erlernten. 1806 konnte Bernardi in das Schulprotokoll schreiben: »Nun ist es völlig durchgesetzt, dass alle Kinder, sowohl Mädchen als Knaben, schreiben müssen und selbst der Unwille der Eltern gar nichts ändert. Der Schulmeister Roeth hat vielen, die sich entschuldigen, dass die Eltern kein Papier und keine Tinte kaufen wollten, anfänglich beides geschenkt und auf diese Weise auch die letzten Widerspenstigen besiegt.« Der Handarbeitsunterricht der Mädchen und der Turnunterricht der Knaben wurden noch viel später eingeführt. Im Herbst 1907 wurde eine ländliche Fortbildungsschule gegründet.“2
„Blicken wir nun auf das andere Wahrzeichen der neuesten Zeit, die Mitwirkung des Volkes bei den öffentlichen Angelegenheiten, so ist diese auf den verschiedenen Gebieten verschieden früh eingeführt worden. Am frühesten, nämlich schon 1831, auf dem Gebiete des staatlichen Lebens. 1831 bekam Kurhessen eine Verfassung, und nun konnten auch die Ottrauer einen Abgeordneten zum Landtag wählen und durch diesen Mann ihrer Wahl einen Einfluß auf die Staatsgeschäfte ausüben. Waren sie bis dahin nur Untertanen gewesen, die alles ihrer Obrigkeit überlassen hatten, so wurden sie nun auch Staatsbürger, die sich zur Mitarbeit an den Aufgaben des Staates berufen fühlen sollten. Daß es in Ottrau Leute gab, die diesen Umschwung freudig begrüßten und die Arbeiten des Landtags mit Spannung verfolgten, das lehrt ein Eintrag in der Rechnung 1832. Lehrer Roeth verbucht da nämlich 2 Taler 17 Albus Reisekosten für eine Deputation nach Cassel am 18. Juni 1832 »wegen der Verkündigung der so lange gewünschten Gesetze.«“3
Ehrenamt
Bei den Bürgern der Stadt war Bernhardi durchaus beliebt, denn er förderte nicht nur die Armenpflege, sondern gründete 1834 auch eine „Anstalt zur Erziehung armer und verwahrloster Knaben“ und kümmerte sich mit dem Frauenverein um die „Freischule für arme Mädchen“.
Von 1835 bis 1840 war er Vorstand des Bürgerausschusses der Stadt Kassel,
Karl Bernhardi war Mitbegründer (1834) und lange Jahre – nach dem Tod Christoph von Rommels 1859 (vgl. LM 1961/3) – bis zu seinem eigenen Tode, Vorstand des „Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde“. Er hat auch für dessen Zeitschrift zahlreiche Beiträge verfasst.
Veröffentlichungen Dr. Karl Bernhardis
Außer vielen Aufsätzen, Flugschriften und der gekrönten Preisschrift
De excidio regni judaici (Löwen 1824)
gab er die liberale Kasseler Zeitung „Der Verfassungsfreund“,
Besonders häufig verwertete Bernhardi die Tagespresse zur, stets vorsichtigen und maßvollen, Agitation für seine Zwecke und Ziele. Während der ersten Kurhessischen Verfassungskämpfe in den dreißiger Jahren fand der von ihm mit begründete Kasseler „Verfassungsfreund“ in ihm einen fruchtbaren Mitarbeiter.
und
die Wochenzeitung „Der Kirchenfreund“ (1845 und 1846) „zur Förderung des kirchlichen Lebens“ heraus.
Als Mitbegründer (1834) und lange Jahre bis zu seinem Tode Vorstand des „Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde“, hat er auch für dessen Zeitschrift zahlreiche Beiträge verfasst. Noch in seinen letzten Lebensjahren beteiligte er sich mit der Feder auf das lebhafteste am Kampf gegen den Ultramontanismus1.
Außerdem veröffentlichte er
eine Übersetzung von Marie Degérandos Fortschritte des Gewerbefleißes (Kassel 1842)
K. Schomburgs Nachlaß und Briefwechsel (Kassel 1843),
Wegweiser durch die Volks- und Jugendgeschichten (Leipzig 1852),
Übersetzung der „Denkwürdigkeiten des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel“ (1866),
Die Sprachgrenze zwischen Deutschland und Frankreich (Kassel 1871),
Sprachkarte von Deutschland (1838); 2. Auflage, unter Mitwirkung des Verfassers; W. Stricker; 1849
Titel: Sprachkarte von Deutschland
Verfasser: Karl Bernardi
Ausgabe: Nachdruck
Verleger: Kassel, (Friedrich-Ebert-Str. 122): S.Arend
Umfang/Format: 55 x 49 cm
ISBN: 3-00-012590-6
Einband/Preis: 49,80 €
„Der Nachfolger der Grimms: Dr. Karl Bernhardi und seine einzigartige Sprachkarte – er scheiterte mit der Revolution.
Plötzlich gab es ein Parlament, eine Verfassung, freie Wahlen, und nach der Frühjahrsrevolution des Jahres 1848 stellte sich die Frage: Welche Länder sollen zum neuen Vaterland gehören, welche Gebiete draußen bleiben? In diesen Zeiten der Selbstzweifel und der Selbstfindung des geplanten neuen Deutschlands präsentierte ein Mann aus Kassel der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche eine Lösung aller Probleme: Dr. Karl Bernhardi.
Sein Vorschlag bestand in einer Sprachkarte. Auf dieser hatte Bernhardi in zehn arbeitsreichen Jahren eingezeichnet, wo sich der deutsche Sprachraum in Europa befindet. Auf dieser Karte war beispielsweise exakt eingezeichnet, wo geografisch der französische Sprachraum endet und der deutsche beginnt. Diese Sprachgrenzen sollten auch die natürlichen Grenzen Deutschlands bilden. Es lag am Scheitern der Revolution, dass Bernhardis Meisterleistung nicht die verdiente Würdigung erfuhr.“2
Literatur über Dr. Karl Bernhardi
Petmecky, Jakob (1929): Karl Bernhardi: ein kurhessischer Vorkämpfer der deutschen Einheitsbewegung. Bad Ems.
Nachruf
Dr. Karl Christian Sigismund Bernhardi verstarb am 1. August 1874 in Kassel.
Neben der 2005 nach ihm benannten Straße hinter dem Museum Fridericianum erinnert sein Grab auf dem Hauptfriedhof, das der Magistrat im Jahr 1952 in seine Obhut nahm, an den Mann, der Mitglied der deutschen Nationalversammlung war.
Für seine Verdienste um die Förderung armer Kinder wurde Dr. Karl Bernhardi 1859 zum Ehrenbürger Kassels ernannt.
Dr. Karl Bernhardi
Die Bierbrauerei in Ottrau
Fälber, Helmut (2011): Historische Bierbrauereien in der Schwalm-Knüll-Region; Schwälmer Jahrbuch; S. 133-136.
Die Kriegertafel
Die Kriegertafel oder besser Gedenktafel mit den Namen der Teilnehmer am Krieg gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871 hatte fast 90 Jahre lang ihren Platz in der Ottrauer Kirche. Durch die großen Umbaumaßnahmen im Jahre 1963 wurde die Tafel entfernt und außerhalb der Kirche gelagert. Im Jahre 2011 kam die Tafel wieder zum Vorschein, nachdem ich bei einem Vortrag beim Verein „Miteinander Füreinander“ gezielt danach gefragt hatte. Ich habe die Tafel renovieren lassen und sie soll, nach Rücksprache mit Bürgermeister Milz, vorerst ihren Platz in der Gemeindeverwaltung erhalten.
Leider fand die parallele Suche nach dem Baldachin, der aus den gleichen Gründen irgendwo gelagert wurde, kein erfolgreiches Ende.
Verwaltungsbezirk:
„9. Jahrhundert: Hessengau
1343 und später: Gericht Ottrau.
1585 und später: Gericht Ottrau im Amt Neukirchen
1807-1813: Kanton Oberaula
1814-1821: Amt Neukirchen
1821-1848: Kreis Ziegenhain
1848-1851: Bezirk Fritzlar
1851-1973: Kreis Ziegenhain
Seit 1974: Kreis Schwalm-Eder-Kreis.“1
1 „Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 11.11.2014)